Bis in die 70-er des vorigen Jahrhunderts hinein war ein Fahrrad ohne Gangschaltung durchaus üblich.
Eine Torpedo-Dreigang-Schaltung war damals schon etwas Besseres – um nicht zu sagen etwas Besonderes.
Eine 10-Gang-Schaltung in der klassischen Friktionsbauweise erhob ein Fahrrad in den Adelsstand und war meist Renn- und Rennsporträdern vorbehalten.
Heutzutage sind bei modernen Rädern vorwiegend in den Kategorien Rennrad, Reiserad oder Mountainbike Gangzahlen zwischen 21 (z.B. mit 3-fach Kettenblatt vorne und 7-fach Kassette hinten) und 30 Gängen nichts Besonderes mehr.
Andererseits gibt es auch Rückbesinnung. Auch heute haben wieder einige Hersteller schaltungslose oder 1-Gang Räder im Programm – sozusagen als Reminiszenz an die Anfänge des Fahrradbaus. Sie werden als Single Speed oder Fixed Gear Fahrräder bezeichnet. Liebhabern dieser Räder ist die Reduzierung auf das Wesentliche ein besonderes Anliegen. Manche berichten hinter vorgehaltener Hand, dass sie sogar auf Bremsen verzichten und auf die buchstäbliche Fußbremse vertrauen. Purismus pur.
Daneben gibt es Räder, die mit einer sogenannten Flip-Flop-Nabe ausgestattet sind. Hier ist am Hinterrad links und rechts je ein Ritzel mit unterschiedlicher Zähnezahl montiert. Durch Umdrehen des Hinterrades lassen sich auf diese Weise per Umbau 2 Übersetzungsverhältnisse erreichen.
Technisch gibt es heute also alle möglichen Variationen im Schaltungsbereich. Nach den Leitgedanken der Retroradmanufaktur ist eine Konzentration auf das Wesentliche ein guter Ratgeber für Schaltung und Gänge.
Schaltung
Retroradmanufaktur vertritt folgende Sicht:
- Eine Schaltung soll in jedem Falle vorhanden sein.
- Keine Schaltung ist ein unnötiger Verzicht auf Komfort und Fahrfreude.
- Single Speed-, Fixed Gear- oder Flip-Flop-Renner sind hip und cool, aber eine Domöne für Puristen. Sie sind daher nicht standardmäßig im Programm.
- No-name-Schaltungen gehören nicht an ein hochwertiges Fahrrad, mit dem man lange Zeit Freude haben will.
Welche Schaltung passt zu mir?
- Zahnkränze oder Nabenschaltung?
- Rapidfire- oder Drehgriff-Bedienung?
- Feste Gangzahl oder stufenloses Getriebe?
Im Grund konzentrieren sich alles auf 2 Punkte:
- Wartung und
- Vorliebe
- Nabenschaltungen sind wartungsarm. Die gesamte Technik ist in der Nabe gekapselt.
- Zahnkränze sind außenliegend und benötigen mehr Pflege.
- Eine feste Gangzahl (3-, 5- oder Mehrgangschaltungen) bieten 3, 5 oder eben mehr Übersetzungen.
- Stufenlose Getriebe bieten theoretisch unendlich viele Übersetzungen. Stufenlos ist somit komfortabler.
- Bei Drehgriffschaltungen werden die Gänge durch drehen eines Teiles des Handgriffes gewechselt. Man hat dann alle Finger stets fest um den Griff.
- Bei der Rapidfireschaltung werden die Gänge über (ein oder zwei) Schalthebel am Lenker gewechselt. Daumen und Zeigefinger müssen dann kurzzeitig vom Lenker gelöst werden.
Anzahl an Gängen
Retroradmanufaktur vertritt folgende Sicht:
- Die berühmte goldene Mitte ist ein vernünftiger Kompromiss.
- Zu wenig Gänge können schnell den Komfort und damit die Fahrfreude einschränken.
- Zu viel Gänge werfen Fragen auf wie z.B.
- „In welchem Gang bin ich überhaupt?" oder
- „Welcher Gang ist jetzt der Passende?"
Bei 20 und mehr Gängen besteht schnell das Problem, dass die Abstufungen der einzelnen Übersetzungen eher gering sind und damit wenig praktischen Effekt bringen.
Oder es kommt sogar zu sogenannten Überdeckungen, so dass mehrere Gänge das gleiche Übersetzungsverhältnis liefern. Aus einer 21-Gang-Schaltung wird dann bei beispielweise 4 übersetzungsgleichen Gängen real nur noch eine 18-Gang-Schaltung.
"Weniger ist mehr" ist eine sinnvolle Alternative.